Die Kooperation zwischen der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften und der Theologischen Fakultät der Universität Paderborn – Forum Wirtschaftsethik – feierte in diesem Jahr sein 10-jähriges Jubiläum. Passend dazu fand das nun 3. Forum Wirtschaftsethik statt. Dabei wurde bewusst die provokante Frage gestellt: Verdrängt die ökologische Frage die soziale Frage in Unternehmen? Expert*innen aus verschiedensten Bereichen brachten diverse Perspektiven in die Diskussion ein.
Moderatorin Julia Ures führte die Gäste durch die Veranstaltung. Die verschiedenen Themenimpulse, gegeben durch Dr. Helge Wilsdorf, Frederike Häusler, Prof. Dr. Friedhelm Hengsbach und Prof. Dr. Andreas Suchanek wurden nach kurzer Kaffeepause mit den weiteren Podiumsteilnehmern, Mark Edler und Stefan Wisbereit, nähergehend diskutiert.
Es zeichnet sich ab, dass die Experten sowohl die ökologische als auch die soziale Frage für Unternehmen von hoher Bedeutung sehen. Die aktuelle Priorisierung der ökologischen Fragen getrieben u.a. durch internationale Regelungen zur Nachhaltigkeit (z.B. EU-Taxonomie), schmälere nicht die Bedeutsamkeit der sozialen Nachhaltigkeit. Dabei wurde auch betont, dass die zunehmenden Regelungen und in dessen Zuge die enorme Bürokratisierung, Erfassung und das Berichten von (ökologischen) Daten für Unternehmen Herausforderungen darstellen.
Es stellt sich die kontroverse Frage: Sollten die sozialen und ökologischen Dimensionen der Unternehmensleistung im Vordergrund stehen? Da waren sich einige Experten einig, dass die wirtschaftliche Frage in Unternehmen eine zentrale Rolle spielt. Einige betonten, dass Unternehmen Gewinne erwirtschaften sollten, ohne anderen Schaden zuzufügen. Mit anderen Worten: die Lösung ökologischer und sozialer Probleme nicht allein in der Verantwortung der Unternehmen liegt, sondern dass eine gesellschaftliche Zusammenarbeit erforderlich ist. Andere forderten, dass Unternehmen bei sozialen und ökologischen Fragen eine proaktive Rolle übernehmen und mehr tun sollten als nur „keinen Schaden anrichten“.
Die Expertise der Gäste auf dem Gebiet der Theologie ermöglichte es den Teilnehmern, sich der zentralen Frage des Forums auch aus e Perspektive der katholischen Kirche zu nähern. Die Diskussionsteilnehmer*innen betonten die Bedeutung christlicher Werte und haben darauf hingewiesen, dass die Gesellschaft sowohl den Schutz der Umwelt als auch die Unterstützung der Armen und Benachteiligten berücksichtigen sollte. Allerdings wurde hervorgehoben, dass allein auf christliche Werte zu vertrauen, nicht ausreicht, um ökologische und soziale Probleme zu lösen. Es wurde angeregt, diese Fragen nicht nur aus einer mikro-, sondern auch aus einer makropolitischen Perspektive zu betrachten und geopolitische Regelungen einzuführen.
In der Podiumsdiskussion wurden Fragen zur Datenknappheit, zur Rolle von Regulierungen, Motivations- und Anreizmechanismen sowie die Notwendigkeit von Kommunikation und Transparenz diskutiert. Dabei sei die Generierung und Transformation von Daten sowie die Informations- und Überzeugungsarbeit zur bewussten Entwicklung und Bildung der Menschen zentral.
Insgesamt zeigte das Forum Wirtschaftsethik, dass die ökologische und soziale Frage in Unternehmen eng miteinander verbunden sind und eine ausgewogene Berücksichtigung beider Aspekte notwendig ist, um nachhaltiges Wirtschaften zu fördern.